Praxisbeispiel „Ein Müllberg so hoch wie 75 Bausteine“

Wie lange lebt Abfall? Warum ist Verpackungsmüll schlecht für die Umwelt? Wie können wir ihn vermeiden?

Das waren die Einstiegsfragen beim Müllprojekt, mit denen sich die Städtische Kindertageseinrichtung Königsberger Straße in Aachen beschäftigte. Anlass zum Müllprojekt gaben die Plastikverpackungen aller Art in den Brotdosen der Kinder. Ein mehrwöchiges Müllprojekt sollte also in der gesamten Einrichtung starten.

Die Idee zum Projekt bekam die Erzieherin Angelika Griesser-Seemann durch eine mehrtägige Fortbildung im Klima-Kita-Netzwerk. Sie war motiviert gemeinsam mit anderen Einrichtungen im Rahmen der bundesweiten Klima-Aktionswoche 2021 ein Projekt zum Klima- und Ressourcenschutz in der Praxis umzusetzen. Wie die Motivation der KollegInnen gelungen ist, können sie zeutnah auf dem Portal www.bne.nrw.de nachlesen.

Die pädagogischen Fachkräfte boten den kleinen Müllforscherinnen und -forschern im Laufe der Aktionswochen verschiedene Lernzugänge: Sie betrachteten Bücher, Videos und gestalteten ein Kreativangebot zum Thema – Wie können wir die Mülltrennung spielerisch erfahrbar machen?

Die Kreativität der Kinder und ErzieherInnen war vielfältig: Eine Gruppe entwickelte ein Legespiel, eine ein Spielbrett mit den Symbolen verschiedener Abfallprodukte, die in die richtige Tonne sortiert werden mussten und eine andere ein Angelspiel. Bei diesem musste dem selbsternannten Maskottchen,  Fisch Schubi, der Müll aus dem Meer geangelt werden.

Wie lange lebt Abfall? Das probierte die vierte Gruppe in einem Verrottungsexperiment aus. Nach vier Wochen wurden Banane, Plastikflasche und Co wieder ausgebuddelt und siehe da: „Das Plastik hat sich gar nicht verändert“, stellten die Kinder fest. Im Gesprächskreis wurden anschließend die Folgen für die Umwelt diskutiert. Denn wenn Plastik so lange in der Umwelt bleibt, ist das nicht gut für die Umwelt und die Tiere.

Aber wie viel Verpackungsmüll produzieren wir eigentlich in der Kita? Um das herauszufinden, wurde in jeder der vier Gruppen ein Ständer mit einem transparenten Plastiksack aufgestellt. Ein weiterer Sack hing im Personalraum und der Küche.

Am Ende jeder Woche trafen sich die „Mülldetektive“ aus jeder Gruppe in der Turnhalle. Immer die Kinder, die Lust hatten. Einige waren jede Woche dabei und entwickelten sich zu MüllexpertInnen. Gemeinsam wurde der gesammelte Müll sortiert. Nach den vier Wochen wussten die Kinder beispielsweise genau, wie ein Joghurtbecher in seine Bestandteile auseinandergenommen werden muss, damit er richtig recycelt werden kann. Mit einer aus der Nachbarschaft geliehenen Kofferwaage wurde der Müll jeder Gruppe gewogen und im Mülltagebuch dokumentiert. Die Kinder bauten daneben Kissen oder Bausteine auf, um die Größe für sie begreifbarer zu machen. Mit der Angabe „0,66kg“ konnten sie nämlich nicht viel anfangen, aber so hoch wie 75 Bausteine, das muss schon eine Menge sein!

Der Müll aus allen fünf Säcken wurde über die gesamte Projektzeit in einem großen Sack gesammelt und zusammen mit dem Mülltagebuch in den Eingang der Kita gestellt. Am Ende der vier Projektwochen kamen insgesamt 5,39 kg Verpackungsmüll zusammen.

So konnten die Eltern erfahren, was grade in der Kita passiert. Sie wurden ebenfalls über einen Elternbrief informiert. „Besser ist es aber natürlich, wenn erst gar kein Müll anfällt“, sagt Frau Griesser-Seemann. Dafür müssen auch die Eltern ins Boot geholt werden. Auf dem Sommerfest oder im Eltern-Cafe sind Ausstellungen des Mülltagebuchs, der selbst gestalteten Spiele sowie eine Sortierübung „Wie lange lebt Abfall“ geplant.

Ein Höhepunkt des Projekts: Die Müllabfuhr der Stadtwerke Aachen kam bis vor die Haustüre der Kita gefahren Die Mitarbeitenden der Müllabfuhr beantworteten viele Fragen der Kinder: „Wo fahrt ihr den Müll hin? Was passiert damit?“

Was bleibt: Die Kinder nehmen ihren Müll bewusst wahr, überlegen, in welche Tonne er kommt. Sie schmeißen weniger Verpackungsmüll weg, weil ihnen eine kreative Umnutzung zum Beispiel des Joghurtbechers einfällt. Bestenfalls vermeiden die Kinder und ihre Familien Verpackungsmüll und finden Alternativen zum Transport ihres Frühstücks.

 

Wie geht es weiter?

Im April besuchen alle Vorschulkinder den Betriebshof der Aachener Stadtbetriebe und erleben im Projekt „Tonne Berta“, wie auf dem Betriebshof Abfall getrennt wird.

Informationen zum Praxisbeispiel:

Einrichtung: Städtische Kindertageseinrichtung Königsberger Straße in Aachen

Wo? Region West

Wann? Klima-Aktionswoche 2021

Worum geht es?

  • Interessen aus der Lebenswelt der Kinder werden aufgegriffen und mit Themen einer nachhaltigen Entwicklung verknüpft
  • Team und Kinder setzen sich gemeinsam mit Müll und Müllvermeidung auseinander

Fragen zum Aktionstagebuch?

Dann melden Sie sich gerne per

E-Mail: info@klima-kita-netzwerk.de

© Foto: Sabrina Holthausen/Klima-Kita-Netzwerk