Praxisbeispiel: Müll sammeln als Herzensangelegenheit
„Ganz schön viel Abfall!“ Im Rahmen der Gemeinschaftsaktion mit dem Titel „Pries/Friedrichsort räumt auf“ und dem „Coastal Cleanup Day“, begaben sie die Kinder des Strandkindergartens aus Kiel auf die Abfallsuche an ihrem Strandabschnitt. Dabei fanden die Kinder so viel Müll, dass die Aufklärung für sie zur Herzensangelegenheit wurde.
Die Aktion startete mit einem gemeinsamen Treffen in der Einkaufsstraße des Kieler Stadtteils. Weitere Kitas, Jugendtreffs und MitbürgerInnen und Mitbürger waren ebenfalls aufgerufen, sich für „ihr“ Viertel zu engagieren.
Mit Eimer, Zange, Warnweste und Handschuhen ging es los: Wer findet das Meiste? Wer das Schwerste? Alle 66 Kinder packten fleißig mit an. Eine Erkenntnis stimmte sie in diesem Jahr allerdings besonders nachdenklich: Es waren gar nicht so viele große Abfälle, es waren vor allem viele kleine und kleinste Plastikteile. Die Kinder wussten bereits, dass dies für die Meere eine große Gefahr darstellt, denn sie hatten zuvor Schalen mit Ostseewasser und unterschiedlichen Abfällen befüllt und diese über mehrere Wochen beobachtetet. Dabei mussten sie feststellen, dass besonders die Plastikbestandteile unverändert blieben. Dagegen wurden das Kerngehäuse eines Apfels brauner und Zigarettenkippen nur größer. Die Erkenntnis: Bestimmte Abfälle bleiben im Meer lange bestehen.
Und die Kinder kamen erneut ins Nachdenken: Was passiert eigentlich mit Tieren, wenn sie Abfälle fressen? Und wer wirft eigentlich den Abfall an den Strand? Die Kinder waren überzeugt, dass viele Menschen durch Aufklärung ihr Verhalten verändern könnten – und schon war die Idee eines Flyers geboren, den die Kinder mit ihren ErzieherInnen entwarfen. Diesen verteilen sie nun regelmäßig in einer Kieler Einkaufsstraße an PassantInnen. Besonders die Aufklärung der „Großen“ liegt den Kindern am Herzen. „Die Kinder haben keine Scheu, andere Leute anzusprechen, wenn sie Müll liegen lassen“, berichtet Cordula Steinke, die Leiterin der Kita. „Einmal haben die Kinder sogar Taschenaschenbecher an die Raucher am Strand verteilt.“ Bis heute verteilen sie die Flyer, die sie seit dem ersten Entwurf vor drei Jahren stetig aktualisieren. „Alles was wir damals gemacht haben, ist heute Alltag wie das tägliche Händewaschen“, sagt Steinke. Auch die Vermeidung und richtige Entsorgung von Abfall steht bei Kindern und Eltern auf der Tagesordnung. Mit dem Projekt hat der Ressourcenschutz durch die Müllvermeidung Einzug in den Kita-Alltag und in die private Welt der Kinder gefunden. So bringen beispielsweise die meisten Kinder ihren Proviant in Brotdosen mit und werfen ihren Abfall wie selbstverständlich in die richtige Tonne.
Informationen zum Praxisbeispiel:
Einrichtung: AWO Strandkindergarten Kiel
Wo? Region Nord
Wann? Klima-Aktionswoche 2019
Worum geht es?
- Ressourcenschutz durch Müllvermeidung
- Kita-Kinder setzen sich öffentlich für Müllvermeidung ein
© Fotografin: Cordula Steinke