Praxisbeispiel: Ein Fahrrad im Waschraum
„Kommst du mit, ich muss mir mal die Hände waschen!“ Dieser Satz war am Tag ohne Strom in der Kindertagesstätte Bromskirchen öfter zu hören und mit freudigem Gekicher verbunden. Denn die Kinder hatten sich als Ersatz für die elektrischen Lampen im Waschraum ein Energie-Fahrrad mit Beleuchtung organisiert. Deshalb gingen sie an diesem Tag stets hoch motiviert und mindestens zu zweit auf Toilette oder zum Händewaschen. Die kleinen Energieexperten hatten sich mit zahlreichen Handlungsalternativen zum herkömmlichen Stromverbrauch auf ihren Tag ohne Strom vorbereitet.
Was ist Strom? Wofür brauchen wir ihn? Können wir mit unserer eigenen Energie Strom erzeugen? Zwei Wochen vor dem Wettbewerbstag stand in der Kindertagesstätte Bromskirchen das Erforschen und Experimentieren rund um das Themenfeld Energie und Strom im Vordergrund. „Wir wollten die Kinder zunächst einmal für Energie im Allgemeinen sensibilisieren und das technisch-naturwissenschaftliche Verständnis fördern,“ erläutert Erzieher Bastian Sommer. „Natürlich war uns auch wichtig, die Kinder an das Energiesparen heranzuführen und so ermunterten wir sie, Handlungsalternativen zu den vielen elektrisch betriebenen Geräten im Kita-Alltag zu entwickeln“.
Die Phantasie einmal entfacht, sprudelten die Ideen nur so aus den Kindern heraus. Sie probierten verschiedene Möglichkeiten aus, experimentierten, testeten, bastelten und planten einen Tag ohne Strom. Um Licht in die Räume zu bekommen, testeten sie im Vorfeld Dynamotaschenlampen, bemalten Kerzengläser und gossen Wachsresten zu Kerzen. Für den Waschraum entwickelten die Kinder die Idee, mit der eigenen Muskelkraft Strom zu produzieren, der eine Lampe antreiben könnte. Für die technische Umsetzung dieser Idee holte sich die Kindertagesstätte Hilfe vom Bauhof. Gemeinsam wurde eine Lösung erarbeitet. Der Techniker schloss eine Lichterkette an den Dynamo eines Fahrrads an. Am Tag ohne Strom traten die Kinder dann kräftig in die Pedale und der Raum war mit ausreichend Licht versorgt – ganz klar, eines der Highlights für die Kinder.
„Wir fanden an dem Projekt besonders wertvoll, dass die Kinder so viele eigene Ideen entwickeln und eigenständig handeln konnten. Denn nur so können sie lernen sich einzubringen, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für sich und die Gemeinschaft zu übernehmen“, erläutert Erzieherin Elke Temme ihren Weg, die Gestaltungskompetenzen der Kinder im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu fördern.
So war der Tag ohne Strom ein voller Erfolg. Die Kinder kamen in dicken Pullovern zu Fuß oder mit dem Rad zur Kita, stellten ihre Kerzengläser auf, quetschten ihre Haferflocken selbst und rührten die Quarkspeise mit Muskelkraft. Um etwas Wärme herzustellen bauten sie Handwärmer aus Tontöpfen und wärmende Höhlen aus Pappkartons, Zeitungen und Decken. In der Turnhalle kamen die erprobten Dynamo- und Solartaschenlampen zum Einsatz. Zum Mittagessen gab es Stockbrot und Suppe, alles über einem Feuer zubereitet.
„Der Tag ohne Strom und auch die Zeit davor war mit so vielen tollen und ungewöhnlichen Aktionen verbunden. Wir werden uns zusammen mit den Kindern immer wieder daran erinnern und damit das Bewusstsein für Nachhaltiges Handeln wachhalten“, sind sich Bastian Sommer und Silke Temme einig.
Wie könnte es weitergehen?
- Regenerative Energiequellen in der Umgebung der Kita erkunden (Windrad, Solaranlagen, Biogas etc.)
- Zusammenhänge entdecken: Was hat Energie mit unserem Essen zu tun?
Informationen zum Praxisbeispiel:
Einrichtung: Kindertagesstätte Bromskirchen
Wo? Region West
Wann? Wettbewerb „Tag ohne Strom“
Worum geht es?
- Erfahren, wie Strom erzeugt wird
- Stromlose Alternativen entwickeln
- Einen Aktionstag vorbereiten