Praxisbeispiel: Klingel und Co haben Pause

Was passiert, wenn es keinen Strom mehr gibt? Wenn Klingel, Telefon, Wasserkocher und Co Pause haben? „An dem Tag kamen alle besonders früh“, erinnert sich Manuela Kosczielny, stellvertretende Kita-Leiterin des Kindergartens Beumers Wiese in Ahlen. Alle waren gespannt auf den Tag ohne Strom und ganz wild darauf, die zuvor entwickelten Alternativen zum Stromverbrauch im Alltag zu erleben.

Die Kinder hatten sich gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften gut auf den Tag ohne Strom vorbereitet. Was ist Strom? Wofür brauchen wir ihn? Wo finden wir ihn? Sie hatten bei einer Entdeckungstour die Elektrogeräte der Einrichtung identifiziert, mithilfe eines Strommessgeräts den Verbrauch gemessen und die Geräte mit gelben Strom-Blitzen markiert. Auf der Suche nach der Quelle entdeckten sie den hauseigenen Stromkasten, die Photovoltaikanlage auf dem Dach, große Windräder im Umfeld der Kita und Hochspannungsleitungen, die den Strom transportieren. Kurzfilme, Bücher und Gespräche lieferten Informationen, zu denen die pädagogischen Fachkräfte den Kindern keinen direkten Zugang schaffen konnten.

Die kleinen Energiedetektive waren also schon darauf vorbereitet, dass Wasserkocher, Lampen sowie Telefon und Türklingel am Tag ohne Strom ihren Dienst verweigern würden. Alternativen mussten her. Die Kinder überlegten, was eine elektrische Türklingel ersetzen könnte, wie man das Klingeln anders und vielleicht sogar besser erzeugen könnte. Das Ergebnis war eine Glocke an der Tür, die läutete, wenn die Tür aufgemacht wurde. Kerzenschein erhellte die Räume, das Teewasser für das Frühstück erwärmten die Kinder in einem großen Topf auf dem Grill. Das selbstgebastelte Schnurtelefon aus zwei Plastikbechern funktionierte über eine gewisse Distanz im Rollenspiel auch ganz gut. So viel forschen macht hungrig: Aber Herd und Spülmaschine gingen ja auch nicht mehr. Zur Freude der Kinder gab es Mittagessen vom Grill und der Abwasch war auch schnell von Hand erledigt. Als Erinnerung an den Tag ohne Strom erhielten die Kinder eine Medaille, die sie stolz nach Hause trugen.

„Der Aktionstag war für alle Beteiligten sehr beeindruckend. Wir haben erfahren, wie sehr der Strom aus der Steckdose unseren Alltag im Vergleich zu früher erleichtert und wie wertvoll er ist“, berichtet Manuela Kosczielny rückblickend und ergänzt: „Sehr wertvoll war auch die Zusammenarbeit mit externen Experten, ohne die die Vorbereitung so nicht möglich gewesen wäre“. Das Kita-Team hatte sich von der Stadt (Elektriker, Klimaschutzinitiative), einer MINT-Fachkraft (Haus der kleinen Forscher) und einem Energiebüro unterstützen lassen. Den Pressebericht erstellte ein Vater, der bei der lokalen Tageszeitung arbeitet. So konnte die Kita mit ihrem Aktionstag auch die allgemeine Öffentlichkeit auf den Wert von Energie und die Stromlosen Alternativen aufmerksam machen.

 

Dilemmata erleben und reflektieren: Anders ist nicht immer besser

Natürlich ist das Anzünden von Kerzen, das Kochen über offenem Feuer oder Grillen nicht effizienter als die Nutzung eines elektrischen Herds. Aber in der pädagogischen Arbeit kann über erlebnisorientierte Aktionen ein Bewusstsein für Energie und ihren Wert gefördert werden. Über die Vor- und Nachteile sollte mit Kindern gesprochen werden. Denn durch offenes Feuer wird unter anderem auch mehr Feinstaub erzeugt.

Informationen zum Praxisbeispiel:

Einrichtung: Kita Beumers Wiese in Ahlen

Wo? Region West

Wann? Wettbewerb „Tag ohne Strom“

Worum geht es?

  • Bedeutung und Vorkommen von Strom im Alltag
  • Stromlose Alternativen finden

Fragen zum Aktionstagebuch?

Dann melden Sie sich gerne per

E-Mail: info@klima-kita-netzwerk.de

© Foto: Kita Beumers Wiese in Ahlen