Praxisbeispiel: Spielzeugfasten für den Ressourcenschutz

Anfangs vermissten die Kinder ihr Spielzeug schon ein wenig, doch mit jedem Tag der Klima-Aktionswoche wuchs ihre Kreativität, sie fertigten Schatztruhen aus alten Kartons und schneiderten Einkaufstaschen aus alten T-Shirts. Die Kinder der evangelisch-lutherischen Kindertagesstätte in Melkendorf entdeckten durch die spielzeugfreie Zeit, dass man auch mit Alltagsgegenständen wunderbar kreativ werden kann und dass auch Altes oder scheinbarer Abfall oftmals noch einen Wert haben.

Ursprung des Projekts war ein Gespräch über die bevorstehende Fastenzeit zwischen pädagogischen Fachkräften und Kindern. Worauf könnten wir für eine bestimmte Zeit zum Teil oder sogar komplett verzichten? Die Kinder waren sich schnell einig: Auf Essen oder Häuser könnten sie nicht verzichten. Aber vielleicht Spielzeug!? „Den Vorschlag griffen wir auf“, erzählt Erzieherin Kristina Grampp. „Spielzeugfasten erschien uns geeignet, um den Kindern bewusst zu machen, welchen Wert in den Dingen steckt und zu hinterfragen, was wirklich nötig ist.“

In Abstimmung mit den Kindern verschwand fortan Woche für Woche immer mehr Spielzeug aus dem Gruppenraum. Am Ende waren nur noch notwendige Alltagsgegenstände übrig. „Zu Beginn der spielzeugfreien Zeit brauchten die Kinder noch viel Anleitung, da ihnen häufig Ideen und Eigeninitiative zum Entwickeln alternativer Spiele fehlte“, berichtet Kristina Grampp. „Mit der Zeit aber entfaltete sich ihre Kreativität und die Kinder begannen mit Alltagsgegenständen zu spielen und erkannten Klorollen und Eierkartons als Bastelmaterial“. Die Kinder gestalteten z.B. Schatztruhen und kuschelige Hundehütten aus alten Pappkartons und erstellten aus Textilien, die sie Zuhause mit ihren Eltern aussortiert hatten, Taschen. Die präsentierten sie beim Brotkauf am Ende der Woche stolz dem örtlichen Bäcker. Die restlichen nicht verarbeiteten T-Shirts brachten sie zum Altkleidercontainer.

„Wir wollten mit der Aktionswoche erreichen, dass den Kindern der Wert der Dinge bewusst wird und sie dafür sensibilisieren, dass in allem wertvolle Ressourcen stecken“, erläutert Kristina Grampp. Deshalb schufen die pädagogischen Fachkräfte Erfahrungsräume für das Ausprobieren weiterer Nachhaltigkeitsprinzipien. Das Prinzip „reparieren statt wegschmeißen“ beispielsweise entdeckten die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern, die für die Wiederherstellung von Spielzeugen und Fahrzeugen einbezogen wurden. Eine weitere Idee, Ressourcen einzusparen, war die gemeinsame Gestaltung von Mehrweg-Glasflaschen, die zukünftig zum Milchholen beim ortsansässigen Bauern dienen sollten.

 

Wie könnte es weitergehen?

  • Global-historische Perspektive: Womit spielten Kinder vor 100 Jahren in Deutschland? Und womit spielen sie heute? Womit spielen Kinder heute in anderen Ländern?
  • Bei Neuanschaffungen von beispielsweise Spielzeug gemeinsam mit den Kindern überlegen, ob eine nachhaltige Beschaffung wie Ausleihen oder Second-Hand möglich ist

Informationen zum Praxisbeispiel:

Einrichtung: Evangelisch-lutherische Kindertagesstätte in Melkendorf 

Wo? Region Süd

Wann? Klima-Aktionswoche 2020

Worum geht es?

  • Das eigene Konsumverhalten hinterfragen
  • Dinge wertschätzen und wiederverwenden
  • Ressourcen schonen: Alternativen kennenlernen

Fragen zum Aktionstagebuch?

Dann melden Sie sich gerne per

E-Mail: info@klima-kita-netzwerk.de

© Foto: Evangelisch-lutherische Kindertagesstätte in Melkendorf