Praxisbeispiel: Von Regenwürmern, Kompost und Hochbeeten – Biomüll verwerten

Wohin eigentlich mit dem ganzen Abfall? Können wir ihn noch nutzen? Das fragten sich die Kinder der Kita Wehrkirchbereich in Weissach. Gemeinsam begaben sie sich auf eine Entdeckungstour, die die Kinder sogar bis zum Bau eines eigenen Hochbeets und einer Parzelle in einer Kleingartenanlage führte.

Doch wie fängt man mit so einem Projekt im Kindergarten überhaupt an? Das Thema selbst kam aus der unmittelbaren Lebenswelt der Kinder: Sie beobachteten täglich, wieviel Müll nach einem Frühstück in der Kita anfiel. Viele Fragen kamen von den Kindern: „Wie können wir weniger Müll haben?“ und „Wie können wir ihn richtig trennen?“

„Die Kinder konnten sich bei Kinderkonferenzen Gedanken zur Umsetzung der Mülltrennung in unserer Einrichtung machen und ihre Ideen dann im Morgenkreis vorstellen“, so Leiterin Stephanie Weickum. So beschlossen die Kinder beispielsweise, die Mülltonnen mit Bildern zu bekleben, damit jedes Kind sehen kann, was in welche Tonne gehört. Außerdem setzte sich das gesamte Team an mehreren pädagogischen Tagen mit der Müllproduktion und -verwertung auseinander. Daraus ist das Projekt zur Abfallwirtschaft entstanden. Mit dem Projekt sollte die Bildung für nachhaltige Entwicklung Einzug in die Kita erhalten. „Wir wollen mit dem Ansatz der frühkindlichen Bildung Kinder ermutigen und befähigen, die Welt in ihrer Komplexität besser zu verstehen und im Sinne der Nachhaltigkeit mitzugestalten“, erzählt Frau Weickum.

Zuerst bauten die jungen Abfallforscher einen Komposthaufen. Aber welcher Abfall darf da denn drauf? Und wie funktioniert so ein Komposthaufen eigentlich? Die Kinder gründeten selbstständig eine Gartengruppe und überlegten, was alles zum biologischen Abfall gehört und was nicht. Sie lernten, dass Regenwürmer in einem Kompost die Nahrung zersetzen und in nährstoffreiche Erde umwandeln, die zum Beispiel für Gemüsebeete genutzt werden kann. „Also brauchen wir Regenwürmer“, war die Forderung der Kinder. Am Naturtag sammelten sie eifrig Regenwürmer und entdeckten dabei, dass ja noch ganz viele andere Tiere unter der Erde leben. Die Regenwürmer wurden zunächst in eine selbstgebaute Wurmkiste gesetzt und dort gezüchtet, bevor sie auf den Kompost kamen. Die Kinder staunten groß als sie beobachteten, wie die Regenwürmer alte Blätter und fauliges Obst und Gemüse zu Erde zersetzten! Weiteres dazu finden Sie im Methodentipp „Wurmwanderkasten“.

So eine tolle Komposterde will natürlich genutzt werden! Also legten die kleinen Gärtner mit Hilfe der Eltern und eines ortsansässigen Schreiners ein Hochbeet an. Aber welche Pflanzen gehören jetzt auf so ein Hochbeet? Die Kinder nannten Gemüse, was ihnen schmeckt und überlegten gemeinsam mit Eltern und ErzieherInnen, was davon hier wächst. Neben dem Hochbeet legten sie auch eine Beerenhecke an und gestalteten Pflanzgefäße, um noch mehr Möglichkeiten für den Anbau von eigenem Gemüse zu haben. Der ortsansässige Obst- und Gemüseverein war von der Freude der Kinder bei diesem Projekt so begeistert, dass er dem Kindergarten sogar eine Parzelle im Kleingarten zur Bewirtschaftung zur Verfügung stellte. Jetzt können die Kinder neben ihrem selbstangebauten Gemüse aus der Kita auch noch heimische alte Obstsorten aus der Gartenparzelle ernten!

Mit viel Spaß und Begeisterung lernten die Kinder den Kreislauf im Kompost und Zusammenhänge in der Natur kennen. (Weiteres dazu finden Sie im Methodentipp „Der Kreislauf im Kompost“. Und ganz nebenbei entsteht jetzt auch viel weniger Müll im Kindergarten. Denn durch die Hochbeete gibt es in der Einrichtung viel weniger Verpackungsmüll, und durch die Nutzung vom eigenen saisonalen Gemüse und Obst fallen lange Transportwege weg. Das ist ein Beitrag zum Klimaschutz.

Die Einrichtung hat das Abfallprojekt dafür genutzt, Bildung für nachhaltige Entwicklung als einen festen Bestandteil der pädagogischen Arbeit zu integrieren.

Wie könnte es weitergehen?

  • Die AbfallforscherInnen besuchen einen Wertstoffhof und entdecken, wie Müll recycelt wird
  • Nachdenklich-philosophisches Gespräch: Was ist eigentlich Abfall? Ist Abfall für jeden das Gleiche? Kann Abfall auch wertvoll sein?
  • Über den Wert von Dingen nachdenken
  • Herkunft von Lebensmitteln erkunden

Informationen zum Praxisbeispiel:

Einrichtung: Kindergarten Wehrkirchbereich in Weissach

Wo? Region Süd

Wann? Klima-Aktionswoche 2019

Worum geht es?

  • Alternativen kennenlernen, um z.B. Plastikverpackungen zu reduzieren
  • Kreisläufe in der Natur verstehen

Fragen zum Aktionstagebuch?

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E-Mail: info@klima-kita-netzwerk.de