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Gutes Beispiel: Das Berufsbildungszentrum Mölln auf dem Weg zur BNE´tischen Zukunftsschule

Einrichtung
Regionales Berufsbildungszentrum Mölln
Träger
 Kreis Herzogtum Lauenburg
Schulleitung
Ulrich Keller
BNE-Koordinator
André John
Anzahl Schülerinnen und Schüler
Ca. 3000
Alter der Schülerinnen und Schüler
Ca. 15-60 Jahre alt
Anzahl MA
Ca. 235
Besonderheiten
KKN Kooperationspartner
Aktionen, Auszeichnungen
Zukunftsschule.SH, Europaschule.SH, Acker e.V. Kooperationspartner, Schule ohne Rassismus

André John, Lehrer an dem Berufsbildungszentrum Mölln folgt mit seinem Engagement einer Vision: Er wünscht sich eine Zukunftsschule, die nicht nur ein Lehr- sondern auch ein Lernort für Klimaschutz und Nachhaltigkeit sein soll, in dem sich die Schüler*innen wohl fühlen. Mit den Projekten, die John seit einigen Jahren umsetzt, versucht er, immer mehr Schüler*innen und Kolleg*innen dafür zu begeistern. Das Fortbildungs- und Unterstützungsangebot des Klima-Kita-Netzwerks (KKN) kam da gerade recht. Der Austausch im Rahmen des KKN hat frischen Wind in die Bemühungen um Klimaschutz und BNE am BZZ Mölln gebracht.

Die Angebote des KKN haben André John in seinem Engagement bestärkt und seine vorhandenen Kenntnisse rund um Klimaschutz und BNE vertieft. Nachdem er selbst an einer KKN-Fortbildung für Multiplikator*innen teilgenommen hatte, lud André John das KKN ein, auch seine Schüler*innen in Sachen Klimaschutz und BNE fit zu machen. Aufbauend darauf hat André John dann selbst einen Vertiefungskurs BNE für seine Schule entwickelt. „Meine Schüler*Innen arbeiten zum Beispiel in Einrichtungen der frühkindlichen Bildung oder der Jugendarbeit. Damit sind sie Multiplikator*Innen! Ich möchte die Schüler*innen deshalb befähigen, zukunftsträchtige Lehrinhalte wie BNE und Klimaschutz auf ihre eigene Praxis zu beziehen. Ziel ist es, dass sie Ideen entwickeln, wie sie mit ihrer Zielgruppe dazu arbeiten können“.

Das BZZ Mölln hat gemeinsam mit dem KKN unterschiedliche Wege beschritten, um Klimaschutz und BNE mit Leben zu füllen: Zu Beginn der Zusammenarbeit hat das KKN-Projektbüro in der Region in Unterrichtsstunden einen inhaltlichen Überblick über die Handlungsfelder von Klima- und Ressourcenschutz sowie über die Kriterien einer Bildung für nachhaltige Entwicklung gegeben.

Bei einer digitalen Hospitation in der KKN-Ko-Kita Fidibus in Bremen haben die Schüler*innen erlebt, wie BNE und Klimaschutz in der Kita aussehen können. So erfuhren sie z.B., dass es durchaus machbar ist, finanzielle Mittel für Klimaschutz- oder Nachhaltigkeitsprojekte zu beschaffen, z.B. durch eine Anfrage bei Geldinstituten oder Unternehmen. Zudem motivierte die Hospitation die Schüler*innen, sich stärker mit dem Thema Ernährung zu befassen. „Wir haben gemeinsam mit der Universität Kiel und dem Institut für vernetztes Denken Bredeneek ein Konzept entwickelt, wie nachhaltige Ernährung am BBZ Mölln realisiert werden kann“, erläutert André John. „Nach dem Konzept folgte eine interdisziplinäre Umsetzung in der schuleigenen Cafeteria, wo kreative saisonale, regionale und faire Speisen angeboten wurden“. Die Ergebnisse des Projekts wurden evaluiert und Inhalte des Konzepts langfristig etabliert.

Die Hospitation in der Kita Fidibus aus Bremen hat direkt Einfluss auf den Schulacker des BBZ genommen. Die Schüler*innen denken seit einiger Zeit darüber nach, wie sie den Schulacker, den sie mit Unterstützung von Acker  e.V. und einem Förderer realisieren konnten, noch nachhaltiger bewirtschaften und mit weiteren Bildungsanlässen und Fragen verknüpfen können. Durch den Austausch mit der Kita Fidibus wurde zum Beispiel deutlich, wie sehr das Insekten- und damit auch das Bienensterben mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen auf die Natur verbunden sind. So hat die Hospitation unter anderem dazu geführt, dass die Schule prüft, ob und wie ein Imker in das Schulgartenprojekt einbezogen werden kann. „Die Kita Fidibus und unsere Kooperationspartner machen theoretische Lehrinhalte erlebbar und wir versuchen dann, sie modellhaft in unsere Einrichtung zu übertragen“, beschreibt John einen möglichen Weg der Verankerung von BNE an Fachschulen.

John hat durch sein Engagement viel an seiner Schule bewegen können. Nicht zuletzt durch die Unterstützung der Schulleitung und vieler Kollegen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass nicht alle von seinen Ideen begeistert sind, bei manchen lösen sie auch Verunsicherung und Widerstand aus. „Ich empfehle, sich mutig auf den Weg zu machen, Widerstände auszuhalten und sich für ein ganz konkretes Projekt, z.B. die Bewirtschaftung eines Lehrackers, einen Kreis an Mitgestalter*Innen zu suchen. Ein, zwei Kolleg*innen reichen für den Anfang!“. Grundsätzlich sei wichtig, Kollegen*Innen von Beginn an einzubeziehen und auch Ängste, Verunsicherungen und kritische Äußerungen anzuhören und zu besprechen. Außerdem sei die Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit für den Erfolg von BNE-Aktivitäten ein wichtiger Faktor, z.B. über interne Verteiler, Instagram oder die Webseite der Schule.

„Um noch mehr Menschen für Klima- und Ressourcenschutz zu begeistern, braucht es an vielen Stellen – lange nicht nur an Schulen – ein Umdenken, eine andere Haltung. Darum ist es so wichtig, dass gerade in der frühkindlichen Bildung nachhaltiges Denken und Handeln am Modell erfahrbar gemacht wird. Dabei soll es nicht darum gehen Nachhaltigkeit überzustülpen, sondern wie selbstverständlich vorzuleben, nachhaltiges Denken und Handeln als Normalität wahrzunehmen“, ist André John überzeugt.

Das KKN war auch Anstoß für die Idee, Sozialpädagogische Assistenten*Innen und Erzieher*Innen zu BNE-Botschafter*Innen auszuzeichnen. John hofft, dass die Auszeichnung dazu beiträgt, Nachhaltigkeit und Klimaschutz über das Berufsbildungszentrum hinaus zu verbreiten. „Die Zertifizierung soll für die Fachschüler*innen Gesprächsgrundlage und Türöffner bei ihren Bewerbungen nach der Schule sein.“

An Ideen für die Weiterentwicklung des BZZ Mölln zu einer BNE´tischen Zukunftsschule mangelt es nicht. Mittelfristig realisierbar wäre eine Kleidertauschbörse in Form eines selbst erstellten Kleiderschranks, welcher durchgängig zugänglich ist oder auch eine Pflanzentauschbörse für Zimmer- und Gartenpflanzen. Der Schulacker wird nach und nach zum Biotop und Lern- sowie Wohlfühlort umgestaltet. Es sollen neben die vorhandenen Apfelbäume, insektenfreundliche Stauden gepflanzt werden. Um die Schattenplätze, die die Klima-AG zusammen mit den Zimmerer*innen erreichtet hat, sollen mittelfristig insektenfreundlichen Kletterpflanzen ranken. Hier soll das Thema „Erderwärmung“ aufgegriffen und vermittelt werden, wie auch in Einrichtungen anderswo möglichst einfach Schattenplätze geschaffen werden können.