Wie können wir uns als Einrichtung möglichst effektiv und mit geringen Investitionskosten auf den Weg zur Klimaneutralität machen? Diese Frage hat sich das Heilpädagogisch Therapeutische Zentrum in Neuwied (HTZ) gestellt. Bis 2030 möchte der Träger klimaneutral werden. Hierfür wurden Handlungssäulen identifiziert, die vom Einrichten einer Photovoltaikanlage über E-Fahrzeuge, Energieaudits und Gebäudesanierungen bis hin zu pädagogischer Arbeit in den eigenen Kitas reichen.
Vera Schmidt ist als Assistentin der Geschäftsführung maßgeblich am Prozess beteiligt und für die Projektorientierung in den sieben Kitas des HTZ Neuwied zuständig. Sie berichtet davon, wie Auszubildende des HTZ miteinbezogen wurden: Über die Industrie- und Handelskammer konnten diese am Projekt „Energiescouts“ teilnehmen. In diesem Programm wurden die Auszubildenden dafür qualifiziert, ihre Einrichtungen dabei zu unterstützen, Energieeffizienzpotenziale aufzuzeigen und mit eigenen Ideen Energiesparmaßnahmen anzuregen. Die Auszubildenden entwickelten im Rahmen des Programms einen Vorschlag für ein Projekt in den Kitas des HTZ Neuwied. Entstanden ist so in Zusammenarbeit mit Liliana Ribeiro (Kita-Leitung der HTZ-Kita „Zwergentreff“) das Projekt „Klimadetektive“.
Konzipiert wurde eine vierwöchige, intensive Projektphase, die in den sieben Kitas ein fester Bestandteil des Kita-Jahres werden soll. Inhaltlich stehen die drei Hauptthemen Ernährung, Stromsparen und Müll im Vordergrund. Die Zielgruppe sind vor allem die 4-5-Jährigen, die in den vier Wochen diese Themen kennenlernen – und so zu „Klimadetektiven“ werden. Vera Schmidt erklärt exemplarisch, wie die Projektphase für das Thema Stromsparen funktioniert: Begonnen wird mit einem Gesprächskreis, in dem die Kinder sich dazu austauschen, was Strom denn überhaupt ist. Dann wird gemeinsam ein Kurzfilm von Löwenzahn geschaut. Mit verschiedenen Symbolen können die Kinder dann auf einem Schaubild markieren, wo sie überall Strom vermuten. Und wo ist eigentlich Strom in der eigenen Kita? Um Stromquellen im eigenen Umfeld erkennen zu lernen, gibt es eine Rallye durch die Einrichtung – hier werden beispielsweise Lichtschalter gesucht und auch der Stromzähler besichtigt. Wie es sich anfühlt, wenn es keinen Strom gibt, lernen die Kinder in einer Black-Out-Stunde kennen. „Wie für den Strom haben wir für jedes der drei Themen eine Intensivwoche eingeplant. Für jedes Thema bekommen die Kinder dann einen Stempel in ihrem Pass“, erklärt Vera Schmidt. Zum Abschluss erhalten die Kinder einen Klimadetektiv-Button mit Urkunde bei einer feierlichen Verleihung mit der ganzen Kita und den Eltern. Mit dem Projektmonat soll das nachhaltige Handeln in den Kitas nicht enden, sondern fester Bestandteil des Kita-Alltags werden – mit der Unterstützung der frisch gekürten Klimadetektive.
Das Programm wurde im letzten Jahr in der HTZ-Kita „Zwergentreff“ getestet und wird nun in allen Kitas eingeführt. Dabei ist es besonders wichtig, dass das Projekt für Fachkräfte, Eltern und Kinder Spaß macht, motiviert und nicht als Zusatzbelastung gesehen wird. Das HTZ als Träger sieht sich verantwortlich für eine umfassende Unterstützung in der Konzeption und Vorbereitung, sodass die Kitas nicht zusätzlich belastet werden. „Wir möchten das Projekt positiv formulieren und auf gar keinen Fall Angst machen“, betont Vera Schmidt. Besonders wichtig sei es, nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch die Eltern miteinzubeziehen – denn die Pilotphase habe gezeigt, dass der Effekt schnell verpuffe, wenn diese nicht mitgenommen werden.
Zentral für eine gelungene Umsetzung ist die Schulung der pädagogischen Fachkräfte. In jeder Kita gibt es eine verantwortliche Person, die durch Workshops zum „Klimacoach“ ausgebildet wird und dann federführend für die Umsetzung in ihrer jeweiligen Einrichtung ist. Es sei zuerst schwer gewesen, Mitarbeitende hierfür zu finden – zu groß war die Sorge vor Zusatzarbeit in den Teams, erzählt Vera Schmidt. Daher wurden nun zeitliche Freiräume geschaffen, in denen sich die Mitarbeitenden nur mit dem Projekt beschäftigen können. Mitbringen müssen die Fachkräfte nur Motivation und Interesse am Thema und erhalten dafür vielfältige Materialien und Know-How.
In Zukunft möchte der Träger auch messen können, wie sich das Programm in den Kitas auf die Energiebilanz auswirkt. Hier befindet sich das HTZ in der ständigen Weiterentwicklung und hat sich im Zuge dessen auch mit dem CO2-Rechner des Klima-Kita-Netzwerks auseinandergesetzt. Das Programm soll stetig evaluiert und angepasst werden, sodass es ein wertvoller Baustein für das HTZ auf dem Weg zur Klimaneutralität wird.