Welche typischen Schwachstellen und Herausforderungen in Bezug auf Wärmeschutz haben Sie im Zuge des Projekts identifizieren können?
M. Cyrol: Wir kommen immer wieder in Einrichtungen und stellen fest, dass Verschattungsvorrichtungen wie Jalousien oder Vorhänge häufig als Sichtschutz und nicht bewusst als Wärmeschutz eingesetzt werden. Da gilt es ein Bewusstsein bei allen Mitarbeitenden zu schaffen, gerne auch mit einem kleinen Handout neben der Verschattungsanlage, welches an die Benutzung dieser erinnert.
Eine Herausforderung für den Wärmeschutz stellen Glasfronten dar. Bei einer Begehung in einer Kita gab es eine Glaspyramide über einem Innenhof. In solchen Fällen ist es wichtig, eine Beschattung von außen – sei es durch Außenjalousien, Bäume oder Sonnensegel herzustellen. In diesem Fall haben wir eine Spiegelfolie , so wird das und der Innenhof heizt sich nicht so stark auf. Das war in dem Fall die kostengünstigste Maßnahme. Da die Scheiben der Pyramiden Sonderformate hatten, wäre ein Austausch der Glasfronten durch eine Wärmeschutzverglasung mit deutlich höheren Investitionskosten verbunden gewesen.
Allgemein ist es wichtig, externe Wärmequellen zu vermeiden. Bei unseren Messungen in einer Kita, war es beispielsweise immer 1-2 Grad wärmer als in den anderen Räumen, obwohl es keine nach Süden hin exponierte Lage war – die Ursache: Eine zentrale Warmwasserbereitung im Keller. In diesem Fall haben wir die Handlungsempfehlung ausgesprochen, diese im Sommer auszuschalten und stattdessen Durchlauferhitzer in den Gruppenräumen zu installieren. So wurde die Wärmezufuhr durch die zentrale Warmwasserbereitung minimiert und der Raum kühlte sich deutlich ab und hatte ähnliche Temperaturmessungen wie die anderen Räume.
Was können Sie Kitas empfehlen, um zu erkennen, ob Maßnahmen zum sommerlichen Hitzeschutz notwendig sind?
M. Cyrol: Zunächst einmal sollten Temperaturen gemessen werden. Wenn sich dabei herausstellt, dass die Räume über 25 Grad Celsius warm sind, sollten Maßnahmen ergriffen werden. Ein sommerlicher Hitzeschutz bedeutet den übermäßigen Wärmeenergieeintrag durch die Sonne zu vermeiden. Einfluss darauf haben die , Verschattungsmaßnahmen, wie Warmwasserbereitung, Lüftungsanlagen und Heizungsanlagen im Sommerfall sowie Kühlungsmaßnahmen. Diese vier Faktoren sollten bei der Bestandsanalyse berücksichtigt werden.
Was sind niedrigschwelle Maßnahmen für den Hitzeschutz in Kitas?
M. Cyrol: Niedrigschwellige Maßnahmen sind mit geringen Investitionskosten verbunden oder zielen auf die Anpassung des Nutzer*innenverhaltens ab. Dazu gehören:
- Vorhandene Verschattung nutzen. Häufig werden Jalousien oder Vorhänge eher als Sicht- statt als Wärmeschutz angesehen.
- Unnötige Wärmequellen vermeiden, Geräte ausschalten statt auf Stand-by.
- Gezieltes Lüften: I.d.R. kann bis ca. 11 Uhr gelüftet werden. Auch wenn die Raumtemperatur kühler als die Außentemperatur ist, sollte gelüftet werden, um Wärmelasten abzuführen (Schränke etc. heizen sich auf und geben Wärme ab).
- Dunkle Flächen hell streichen
- Flächen entsiegeln
- Bäume pflanzen
Bei einigen aufgezählten Maßnahmen kann es je nach Umfang zu Investitionskosten kommen, wenn beispielsweise eine größere Fläche entsiegelt und neu bepflanzt werden soll. Kosten können minimiert werden, wenn Kitas beispielsweise zu einer Eltern-Kind-Aktion einladen, um die Einfahrt einer Kita zu entsiegeln.
Welche Maßnahmen für den Hitzeschutz in Kitas sind geeignet, aber mit Investitionskosten verbunden?
M. Cyrol: Investitionskosten sind je nach Umfang verschieden. Allgemeine Maßnahmen sind:
- Automatisch geregelte Verschattung installieren, bevorzugt durch Außenjalousien
- Vollautomatische Klappen, (Hinweis zum Einbruchschutz: Die automatischen Oberlichter oder Lichtkuppeln sollten z.B. durch Gitter oder Netze vor Einbruch oder das Eindringen von Tieren wie Mader, Eichhörnchen usw. geschützt werden.)
- Beleuchtung durch LED ersetzen
- Sanierung von Dach und Fenstern
- PV-Anlage
- Dach begrünen
Bei welchen Maßnahmen braucht es eine Abstimmung mit dem Träger/dem Hauseigentümer?
M. Cyrol: Allgemein gilt, dass Änderungen am Gebäude wie beispielsweise das Streichen von dunklen Flächen mit hellen Farben immer mit dem Hauseigentümer abgesprochen werden müssen. Bei einigen Maßnahmen muss Rücksprache mit dem Bauamt gehalten werden, wenn beispielsweise Änderungen im äußeren Erscheinungsbild die Folge sind.
Wo können sich Kitas und Träger Unterstützung holen?
M. Cyrol: Beispielsweise gibt es Unterstützung bei Energiebüros, Energie-Agenturen oder Energieberatung der Verbraucherzentralen. Energieberater*innen unterstützen bei der Bestandsanalyse, erarbeiten Konzepte und begleiten den Prozess. Bei einigen Anträgen zu Fördermöglichkeiten müssen Energieberater*innen den Antrag bestätigen. Bei Bewilligung des Antrags werden häufig Kosten für die Energieberatung übernommen.