Praxisbeispiel: Unter Tage in der Zeche Portendieck – Kita-Kinder erleben den Abbau von Kohle

Fossile Energie oder erneuerbare Energie – was ist das eigentlich und worin liegt der Unterschied? Die Fragen beschäftigten die Kinder der städtischen Kita Portendieckstraße in Essen.

Da die Kita in direkter Nachbarschaft zur Zeche Zollverein in Essen liegt, gehört die Kohle zum direkten Lebensumfeld der Kinder. „Uns ist es wichtig, dass die Kinder etwas über die Geschichte des Kohleabbaus im Ruhrgebiet erfahren“, sagt Frau Magdeburg-Schuster, Leiterin der Einrichtung.

Jedes Jahr sind die Vorschul-Kinder der Einrichtung für einen Tag Bergmänner und Bergfrauen und erfahren hautnah, wie aufwändig der Rohstoff Kohle unter Tage abgebaut wurde und auch heute noch wird.

Bevor es „unter Tage geht“, informiert eine Präsentation über die Entstehung von Kohle, wie sie früher und wie sie heute abgebaut wird und warum das für das Ruhrgebiet so wichtig ist. Mit diesem Vorwissen kann es losgehen.

Jedes Bergwerk braucht natürlich einen Steiger. Steiger nennt man die erfahrenen Aufsichtspersonen im Bergbau, die für die Sicherheit in Bergwerken zuständig sind. So kam ein Steiger in die Kita Zeche Portendieck, der das Projekt begleitete. Er klärte über den Kohleabbau und die Bedingungen und Gefahren unter Tage auf. Auch auf Fragen wie „Woraus besteht Kohle?“ und „Wofür wird sie verwendet?“ hatte der Steiger Antworten parat.

Ausgestattet mit viel theoretischem Wissen über Kohle und deren Abbau konnte der praktische Teil des Projekts beginnen. Doch bevor es in die umgewandelte Turnhallen-Zeche ging, musste erst die Arbeitstauglichkeit der angehenden BergarbeiterInnen geprüft werden. Ein aufgeschütteter Sandhaufen diente als Trainings-Schürfgrube. Mit verbundenen Augen suchten die Kinder nach Kohlestücken und konnten so ihren Schürfschein erlangen. Jetzt fehlt nur noch die Ausrüstung. Wie früher in der Grubenkaue hängen die Helme unter der Decke, die die Kinder erst finden müssen. Einen Eimer und eine Stirnlampe bekommen sie von dem Steiger. Ausgestattet mit Schürfschein und Ausrüstung, ging es in den, durch einen abgehängten Pavillon simulierten Förderkorb. Bei der ruckelnden Fahrt in die Tiefe fingen sogar die Wände an zu rütteln. In der abgedunkelten Turnhallen-Zeche angekommen, zeigte der Steiger originales Werkzeug der Bergmänner. Doch wo ist die begehrte Kohle? Nacheinander krabbelte jedes Kind in einen Kriechtunnel in einem Nebenraum ohne Fenster. Einzig das Licht ihrer Stirnlampen wies den tapferen BergarbeiterInnen den Weg zu den begehrten Kohlestücken. Im „Grubenschacht“ wartete die Leiterin mit Hammer und Schutzbrillen auf die Kinder. Denn nun hieß es: Mit der eigenen Muskelkraft Kohle aus einer dafür extra angefertigten Wand schlagen.

Wieder zurück über Tage wurde die Ausbeute anschließend gesäubert und mit Hilfe eines Zauberofens zu energiereichen Lakritz-Talern umgewandelt.

Eine abschließende Gesprächsrunde diente dazu, mit den Kindern über die Vor- und Nachteile von Kohle als Energiequelle zu sprechen. Vorteile: Die Kohle kommt hier in Deutschland vor und kann abgebaut werden. Das schafft auch Arbeitsplätze. Kohle wird genutzt, um Strom zu erzeugen, die zum Beispiel zum Heizen verwendet wird. Nachteile: Wenn Kohle verbrannt wird, wird CO2 frei und das hat Auswirkungen auf das Klima. Und der Abbau von Kohle hat Folgen für die Landschaft: So wird bei der Förderung von Steinkohle viel Landschaftsfläche verbraucht und der Grundwasserspiegel muss gesenkt werden, damit die Kohle abgebaut werden kann.

 

Das Kohleprojekt brachte den Kindern die Geschichte ihrer Umgebung und die lokalen Auswirkungen des Kohleabbaus näher.

Die Leiterin zieht zum Ende des Projekts ein wichtiges Fazit: „Man ist immer wieder überrascht, wie viel die Kinder bereits verstehen und auch an komplexeren Zusammenhängen begreifen. Daher ist es wichtig, möglichst unbefangen an Themen heranzugehen, und nicht zu viel bereits im Vorhinein altersbedingt zu beschränken.“

Wie könnte es weitergehen?

  • Die Kinder suchen in der Umgebung nach Spuren von Kohleabbau
  • Sie befragen ihre Eltern / Großeltern, was sie vom Kohleabbau in der Region wissen
  • Die Kinder lernen Möglichkeiten der erneuerbaren Stromerzeugung kennen und wägen die Vor- und Nachteile ab
  • Sie gehen auf Entdeckungstour: Finden wir andere Möglichkeiten der Stromerzeugung in unserer Nähe (Windkraft, Solar, Wasserkraft, Biogasanlage)

Informationen zum Praxisbeispiel:

Einrichtung: Städtische Kindertagesstätte Portendieckstraße in Essen

Wo? Region West

Wann? Kita-Projekt

Worum geht es?

  • Verstehen und Auseinandersetzen mit der Geschichte des Kohleabbaus und deren kultureller Bedeutung
  • Vor- und Nachteile von Kohle als Energieträger kennenlernen

Fragen zum Aktionstagebuch?

Dann melden Sie sich gerne per

E-Mail: info@klima-kita-netzwerk.de

© Fotos: Silke Magdeburg-Schuster/Städtische Kindertagesstätte Portendieckstraße Essen