Praxisbeispiel: Vom Kakaobaum zur Schokolade
„Theobroma cacao“, so lautet der wissenschaftliche Name des Kakaobaums. Das Wort „theobroma“ ist griechisch und bedeutet „Speise der Götter“. Das Wort „cacao“ leitet sich ab von dem Begriff „cacahuatl“. So bezeichneten die Azteken den Kakaobaum.
Speise der Götter – das passt. Jedes Kind liebt Schokolade. Kein Wunder also, dass sich die zehn Kinder der Kita Geolino aus Potsdam für ihre Projektwoche rund um nachhaltige Ernährung das Thema „Schokolade“ wünschten. Entscheiden konnten sie sich zwischen drei Lebensmitteln, die bei ihnen morgens unter anderem auf dem Frühstückstisch stehen: Brot, Müsli oder Schokoladencreme. Auf Pappteller hatte zu Beginn des Projektes jedes Kind gemalt, was es morgens zum Frühstück isst: Brot mit Käse, Müsli mit Himbeeren und auch Cornflakes mit Honig und gesalzenen Tomaten. Ziel des Projektes war es einen Zugang zur Herkunft von Lebensmitteln zu schaffen.
Warum ist Schokolade manchmal weiß? Warum schmeckt sie so lecker und wie wird sie gemacht? Im Gesprächskreis zeigte sich schnell: Fragen zu Schokolade haben die Kinder genug. Mit einer Verkostung von dunkler, weißer und Vollmichschokolade sowie der Frage „Warum schmeckt Schokolade so gut und woraus besteht sie?“, ging die Entdeckungsreise in die Welt der Schokolade los. Mit verbundenen Augen konnten die meisten Kinder die verschiedenen Schokoladensorten unterscheiden. Auch dass Schokolade aus Zucker und Kakao besteht, wussten sie. Dass Fett in Schokolade steckt, fanden sie heraus, indem sie ein Stück Schokolade zwischen den Fingern zerrieben. „Cremig und fettig“, stellte ein Kind fest.
Beim Zartbitter-Experiment probierten die zehn Schokoladen-ForscherInnen drei verschiedene Zucker-Butter-Proben mit unterschiedlich viel Kakaopulver und erkannten so, dass in Zartbitterschokolade mehr Kakao enthalten ist. Das führte die Kinder zu der Frage: In welchen Ländern wachsen Kakaopflanzen eigentlich?
Gemeinsam betrachteten die Kinder Bilder von der Kakaopflanze und rätselten, ob es sich bei der Schote, die ein Kind gefunden hatte, vielleicht um eine Kakaoschote handeln könne. Auf einer Weltkarte zeigte ihnen die Erzieherin die Tropen, einem schmalen Gürtel nördlich und südlich des Äquators, in der Kakaopflanzen wachsen. Die Kinder schlussfolgerten nun selbstständig, aus welchen Ländern der Kakao kommt, nämlich vor allem von der Elfenbeinküste (43 %), gefolgt von Ghana (20 %). Die gefundene Schote kann daher von keiner Kakaopflanze sein, weil die bei uns ja gar nicht wächst.
Über die „Sendung mit der Maus“ informierten sich die Schokoladen-ForscherInnen über den Herstellungsprozess von Schokolade. Dass Kinder bereits auf den Kakaoplantagen arbeiten müssen, fanden sie zunächst nicht besonders tragisch. Gemeinsam mit den ErzieherInnen überlegten sie, wie es wohl ist den ganzen Tag zu arbeiten? So vereinbarten sie, an einem Tag den Gruppenraum zu putzen. Von fünf Kindern erschienen nur drei und sie schrubbten eine knappe Stunde bevor sie keine Lust mehr hatten …
Mit der Selbsterfahrung setzen sie sich mit fairen Arbeitsbedingungen und -löhnen auseinander. Darum geht es unter anderem bei Siegeln, wie dem Fairtrade-Siegel oder GEPA. Auch Kinderarbeit ist verboten. Jedes Kind erhielt die „Hausaufgabe“ mit den Eltern eine Tafel Schokolade zu kaufen. Dann ging es auf Spurensuche: Auf welchen Schokoladenpackungen sind Siegel zu erkennen und was steckt dahinter? Was gibt es für unterschiedliche Sorten und wie schmecken sie? Sie stellten fest, dass nur wenige Schokoladentafeln ein Siegel hatten.
Zum Abschluss des Projekts stellten die Kinder ihr eigenes Schokomus her und verfeinerten es mit den Zutaten ihrer Wahl.
Kennzeichen des Projekts:
Am Beispiel von Schokolade haben die Kinder über die Herkunft von Lebensmitteln gesprochen. Darüber hinaus wurden Transportwege und die Bedeutung von Siegeln thematisiert. Die Kinder haben so einen Zugang zu Aspekten des Klima- und Ressourcenschutz erhalten, der im Alltag weiter vertieft werden kann.
Informationen zum Praxisbeispiel:
Einrichtung: Kita Geolino in Potsdam
Wo? Region Ost
Wann? Klima-Aktionswoche 2019
Worum geht es?
- Herkunft von Lebensmitteln entdecken
- Nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln
- Siegel für faire Arbeitsbedingungen erkunden
© Fotografin: Franziska Reiche