Praxisbeispiel: Nachhaltig Gärtnern ohne Garten mit U3-Kindern

„Unsere Kita liegt direkt am Hauptbahnhof und hat keinen Garten“, erzählt Myriam Abdel-Rahman Sherif, Leiterin der Lotus Kinderkrippe in Hannover. „Uns schwebte schon länger vor, den Hof so umzugestalten, dass wir mit den Kindern etwas Gemüse und eine Kräuterecke anbauen könnten. Die Klima-Aktionswoche „Kinder-Gärten für den Klimaschutz“ bot einen guten Rahmen, damit loszulegen!“ berichtet Abdel-Rahman Sherif. So entstanden innerhalb weniger Wochen eine Blumenecke, ein Gemüsebeet und eine Kräuternaschecke. Aber auch die Tiere sollten nicht zu kurz kommen: Die Kita hängte einen Fledermauskasten auf und es entstand eine Schmetterlingsaufzucht.

Auftakt der Aktionswoche war ein Besuch des Schulbiologiezentrums, in dem sich jedes Kind eine Blühpflanze aussuchen durfte. Damit jedes Kind seine Pflanze wiedererkennen könnte, malten sie ihren Blumentopf bunt an und versahen ihn mit einem Foto. Passend dazu erhielten die Kinder eine Gießkanne. Fortan umsorgten die Kinder ihre Pflanzen aufmerksam und beobachteten das Wachstum. Dabei stellten sie fest, dass Blüten Insekten und Schmetterlinge anlocken…

Das Krippen-Team nahm das große Interesse der Kinder auf und bot ihnen zahlreiche Bildungszugänge rund um die Biologie von Insekten. Dabei entstand die Idee, Schmetterlinge selbst aufzuziehen. „Wir haben zehn Raupen bestellt, die wir mit ganz viel Liebe und Achtsamkeit gepflegt und zu Schmetterlingen aufgezogen haben“, berichtet Myriam Abdel-Rahman Sherif. „Schließlich haben wir sie in unserem Hof und im Park freigelassen“. Die pädagogischen Fachkräfte lasen den Kindern prozessbegleitend die Raupe Nimmersatt im Morgenkreisen mit Kamishibai vor, sangen Schmetterlings-Lieder und machten Raupen-Fingerspiele.

Hinweis: Schmetterlinge sind Lebewesen, die bestimmte Bedingungen zu einem guten Leben brauchen. Bevor Raupen beziehungsweise Schmetterlinge aufgezogen werden, prüfen Sie bitte die Haltungsformen. Alternativ können Schmetterlinge auch im Park oder ähnliches beobachtet werden.

Durch die Beschäftigung mit Schmetterlingen wurde den Kindern bewusst, dass auch Insekten Obst und Gemüse mögen. Daher war es nicht schwer sie von der Idee zu begeistern, einen der Sandkästen zu einem Hochbeet umzubauen. Eins war allen Beteiligten klar: Hierfür bräuchte die Kita fachlichen Rat, helfende Hände und viel kosten dürfte es auch nicht …

Um ihr Bildungsprojekt umsetzen zu können, hat die Kita-Leitung auf die Expertise von Bildungspartnern und Fachleuten zurückgegriffen, die Eltern einbezogen und sich um Sachspenden bemüht. Am Anfang stand der Kontakt zum Schulbiologiezentrum Hannover, das dem Team bei der Auswahl der Pflanzen und bei der An- und Aufzucht beratend zur Seite stand. Der Friedhof Stöcken spendete auf Anfrage einen Anhänger mit torffreier Erde (Siehe dazu auch den Methodentipp „Torffreie Erde“) und die Eltern halfen beim Anlegen des Hochbeetes. Alle Beteiligten erfuhren auf diese Weise von der Bildungsarbeit in der Lotus Kinderkrippe und unterstützten sie mit Wissen, Material oder Arbeitskraft.

In den folgenden Wochen pflanzten die Kinder zusammen mit den Erwachsenen Kürbis, Tomaten, Möhren, Kohlrabi, Salat, Gurken und Bohnen an und richteten eine Kräuternaschecke in großen Blumenkübeln ein. So konnten die Kinder den Ursprung ihrer Lebensmittel mit allen Sinnen begreifen. Beim Graben mit der Handschaufel in der Erde und beim Säen wurden zudem Grob- und Feinmotorik gefördert.

„Wir wollten die Kinder in Kontakt mit Erde, Pflanzen, Insekten und Tieren bringen, die sie im Alltag umgeben. Sie sollten das Keimen, Wachsen und Reifen des Gemüses beobachten, das sie zum Mittag essen“, beschreibt Myriam Abdel-Rahman Sherif das Ziel ihrer Bildungsarbeit. „Die Kinder lernen so Achtsamkeit und Wertschätzung für die Natur und die Lebensmittel, die sie uns schenkt. Außerdem konnten sie die Erfahrung der Selbstkompetenz machen. Nur durch ihr Handeln wuchsen die Pflanzen…“.

Das Team der Lotus Kinderkrippe hat die Kinder mit seiner Bildungsarbeit auf die biologische Vielfalt ihrer Umwelt aufmerksam gemacht und bei der Umsetzung auf klima- und ressourcenschonendes Handeln geachtet. So wurde eine Regenwassertonne zum Wässern installiert, es wurden Pflanzen für trockene Standorte verwendet, die gar nicht erst so viel Wasser benötigen, das Team verwendete torffreie Erde und baute regionales und saisonales Gemüse an.

Die Aktionswoche hat auch innerhalb der Kita Spuren hinterlassen. Da sich alle ein Stück Natur im Gruppenraum und im Eingangsbereich gewünscht hatten, organisierte die Leitung Birkenstämme (eine Spende der Moormeisterei in Neustadt), mit denen sich die Menschen innerhalb der Kita noch wohler fühlen.

 

Wie könnte es weitergehen?

  • Beobachten, was die Natur mit Abfällen macht (Kompost)
  • Kita-Abfall erforschen und sortieren, Abfall vermeiden
  • Vorbildfunktion: Nachhaltiges Handeln der Erwachsenen und weitere Bildungsanlässe in den Krippenalltag integrieren

 

Informationen zum Praxisbeispiel:

Einrichtung: Lotus Kinderkrippe in Hannover

Wo? Region Nord

Wann? Klima-Aktionswoche 2022

Worum geht es?

  • Gärtnern im U3-Bereich
  • Wertschätzung für Lebensmittel gewinnen
  • Kreisläufe der Natur entdecken (z.B. Regenwassertonne)
  • Unterstützung von externen Partnern holen

Fragen zum Aktionstagebuch?

Dann melden Sie sich gerne per

E-Mail: info@klima-kita-netzwerk.de

Fotos: © Myriam Abdel-Rahman Sherif/Lotus Kinderkrippe Hannover