Praxisbeispiel: Plastikflut in der Brotdose
In Folie gewickelte Apfelstücke, kleine Joghurtbecher und Quetschies: So sah der Inhalt der meisten Brotboxen in der Kita Nahariyastraße in Berlin aus. Der viele Verpackungsmüll war Sigrid Wurzer, pädagogische Fachkraft in der Einrichtung, schon länger ein Dorn im Auge. Nachdem sie an einer Fortbildung zum Thema Klima- und Ressourcenschutz des Klima-Kita-Netzwerks teilgenommen hatte, beschloss sie, etwas daran zu ändern.
Mit ihren Kolleg*innen startete sie ein Projekt, um als Team gemeinsam mit den Kindern und ihren Eltern das Müllaufkommen in den Brotdosen zu verringern. Zu Beginn sammelten die Kinder und Erzieher*innen aus allen Gruppen den Plastikmüll aus ihren Brotdosen, wuschen den Müll aus und legten ihn in einen Eimer. Am Abend wurde der Müll eines jeden Tages in einer Tüte gut sichtbar – auch für die Eltern – an einer Schnur aufgehängt. Mit den Kindern sprachen die Erzieher*innen über den Müll, seine Entsorgung und alternative Verpackungsmöglichkeiten. „Wichtig für den Erfolg des Projekts war es, die Eltern mit ins Boot zu holen, denn sie füllen ja die Brotdosen“, erzählt Sigrid Wurzer. In Gesprächen und mithilfe eines großen Plakates über die Aktion und Hintergründe zum Thema Plastik, wurden die Eltern informiert. Es dauerte nicht lange, bis sich viel weniger Plastikmüll in den Brotdosen fand.
Kurz vor dem vierten Advent wurde der gesammelte Müll von der Schnur genommen und im Morgenkreis in der Mitte ausgeschüttet. Für die Kinder war es ein eindrückliches Erlebnis zu sehen, wie viel Verpackungsmüll sie mit ihren Pausensnacks in der Vorweihnachtszeit angehäuft hatten. „Der Joghurtbecher war von mir!“ und „Die Riegelverpackung ist doch von Frau Schmittke!“: Viele Kinder erkannten ihren eigenen Müll in dem Plastikberg wieder. Gemeinsam überlegten sie, was jetzt mit all dem Müll geschehen soll. Aus den kleinen Joghurtbechern wurde eine Lichterkette, aus den Milchtüten Futterspender für Vögel und mit dem Rest schmückten die Gruppen einen Kunstweihnachtsbaum. Trotzdem: Dass in Zukunft weniger Müll zusammenkommen soll, stand für das Team und die Kinder fest.
Auf einem zweiten Plakat baten sie die Eltern, in Zukunft auf Plastik in den Brotdosen zu verzichten. Seit dem Projekt ist der Verpackungsmüll deutlich zurückgegangen. Findet sich doch mal ein Plastikteil in einer Brotbox, so wird es wieder mit nach Hause genommen.
Das Projekt hat die Kinder, Eltern und Erzieher*innen dafür sensibilisiert, wieviel Abfall jeden Tag zusammenkommt, wenn alle ihr Frühstück in Plastik verpackt mitbringen – und wie alle gemeinsam einen Beitrag dazu leisten können, den Verpackungsmüll zu verringern.
Wie könnte es weitergehen?
- Berufe entdecken, die in der Abfallentsorgung arbeiten
- Vergleich der Abfallmenge nach Einkauf im Unverpacktladen, Wochen- oder Supermarkt
Informationen zum Praxisbeispiel:
Einrichtung: Kita Nahariyastraße in Berlin
Wo? Region Ost
Wann? Klima-Aktionswoche 2021
Worum geht es?
- Müllvermeidung in Brotdosen
- Eltern mit ins Boot holen
- Upcycling von Abfall